Fegefeuer in Ingolstadt / Pioniere in Ingolstadt

Besetzung variabel

»Die Gewalt in Marieluise Fleißers Fegefeuer in Ingolstadt und Pioniere in Ingolstadt trägt die Masken der Religion, der Familie, der militärischen Ordnung, der Sexualität. Ihr Medium aber ist die Sprache. Die Sprache enthält die Ordnung der Welt, die Ingolstadt heißt; in der Sprache sind alle möglichen Auswege aus ihr enthalten und versperrt. Marieluise Fleißer (1901–1974) ist eine einzigartige Erscheinung in der deutschsprachigen Dramatik des 20. Jahrhunderts. Sie wurde von Lion Feuchtwanger gefördert, von Bertolt Brecht verehrt (und fast zerstört) und eine ganze Generation deutscher Nachkriegsdramatiker*innen stand unter ihrem Einfluss.«    Sebastian Huber


Fegefeuer in Ingolstadt

»Das Kleinbürgermädchen Olga, das ein uneheliches Kind bekommt und vergebens nach einem Ausweg sucht; und der Knabe Roelle, von dem eine Mutter Liebe und Kameraden Geld erpressen (welches er ihr stiehlt), ein ungelittener junger Mensch, der sich zum Messias stilisiert: diese beiden aus der kleinstädtischen Gesellschaft Geworfenen treffen sich, schuldlos zu Schuldigen ernannt, in der Gemeinschaft der Aussätzigen. Aber die Zärtlichkeit ... verschwindet hinter den Aggressionen und den Wahnbildern, in die man sie getrieben hat. Statt zueinander bewegen sie sich ... immer weiter voneinander weg. Die Verständigung, die Liebe bleiben ausgeschlossen.«   E. Wendt 

Pioniere in Ingolstadt

Für einige Tage bringt ein Trupp Pioniere das fatal wohlgeordnete Leben der Ingolstädter Kleinbürger durcheinander und bietet so eine Gelegenheit für die beiden ausgenutzten Dienstmädchen Alma und Berta, ihrem Alltagstrott für ein paar Nächte zu entgehen. Alma, die Erfahrene, angelt sich einen Jäger und verschwindet mit ihm. Berta verliebt sich in den Pionier Korl. Aber Korl hat für Verliebtheit nichts übrig, er will nur ein bißchen Spaß haben, bis er wieder abmarschieren muß. Grobheit und eine grausam oberflächliche Kurzlebigkeit der Beziehungen charak­terisieren die kurze Zwangsgemeinschaft zwischen Bürgern und Soldaten.

»Fleißers Thema, die Rohheit und Entfremdung zwischen den Geschlechtern, hat bedauerlicherweise wenig an Gültigkeit verloren.«
Wiener Zeitung, 3.8.2022

»Schonungslos zeigt Fleißer, wie sich gerade Erziehungs- und Normierungsstrukturen in ihre Charaktere, nicht zuletzt ihre Sprache und die von den Menschen angewandte Logik eingraben. Wenig Wunder, dass Elfriede Jelinek Fleißer zur wichtigsten Dramatikerin des 20. Jahrhunderts erklärt.« ORF, 2.8.2022

Marieluise Fleißer, 1901 in Ingolstadt geboren und dort 1974 gestorben. Marieluise Fleißer, die »größte Dramatikerin des 20. Jahrhunderts« (Elfriede Jelinek), wurde – nach frühen Erfolgen im Umfeld Brechts – in den Sechzigerjahren von jungen Theaterautoren wie Rainer Werner Faßbinder und Franz Xaver Kroetz wiederentdeckt. Ihre Stücke wurden erneut gespielt, und endlich nahm ein größeres Publikum sie auch als Erzählerin wahr, obschon Walter Benjamin bereits früh die Prosa Marieluise Fleißers als »Kunstmittel ersten Ranges« erkannt und Alfred Kerr ihr Werk schlicht »einen...
Marieluise Fleißer, 1901 in Ingolstadt geboren und dort 1974 gestorben. Marieluise Fleißer, die »größte Dramatikerin...
Autorenfoto zu Marieluise Fleißer

Stücke


2 Damen/9 Herren
Für einige Tage bringt ein Trupp Pioniere das fatal wohlgeordnete Leben der Ingolstädter Kleinbürger durcheinander und bietet so eine Gelegenheit für die beiden ausgenutzten Dienstmädchen Alma und...

4 Damen/7 Herren
»Das Kleinbürgermädchen Olga, das ein uneheliches Kind bekommt und vergebens nach einem Ausweg sucht; und der Knabe Roelle, von dem eine Mutter Liebe und Kameraden Geld erpressen (welches er ihr...