Besetzung variabel, 3 Spielerinnen, 5 Spieler, ein Chor
Frei zur UA
Der Eingang der Brunnenhalle wirkt wie der Vorraum einer luxuriösen Badeanstalt in Baden-Baden oder Marienbad. Tatsächlich ist es der Übergangsort zwischen Lebenswelt und Totenreich. Hier steht Karl, ehemals Gerüstbauer, der sich nicht recht einfügen mag in den Chor der Neuankömmlinge, die ein strenger Chorleiter mit Notenmaterial versorgt. Und auch der Sänger Eugen Suso Orph fällt auf, nicht zuletzt weil mit seinem Totenschein etwas nicht stimmt, genauer: Eugen hat gar keinen, was die kühle Dame am Empfang aus der Fassung bringt. Das hat es in der jahrhundertealten Geschichte der Unterwelt noch nicht gegeben.
Sibylle Lewitscharoff verlegt den antiken Mythos in Orpheus in der Brunnenhalle als turbulente, sprachlich vergnügliche Komödie mit bitter-schwarzem Humor, markantem Figurenpersonal und schlagfertigen Dialogen in die Jetztzeit. Der eiskalte Brunnenwirt hat seine Anstalt den modernen Möglichkeiten angepasst und ein Interesse daran, dass die Insassen ihre unterschiedlichen Ansprüche und sozialen Prägungen im Rausch des Lethewassers und in der Konformität des Unterwelten-Chores rasch vergessen. Und Eugen Suso Orph möchte seine Geliebte Ryke befreien. Dafür braucht es eine List und einen Verbündeten, eben Karl, der Eugen bei einem Pokerspiel gegen den Brunnenwart zur Seite steht. Während Eugen seine Ryke allerdings zurück ins Leben führt, bleibt der Verbündete anders als versprochen im Totenreich zurück.