Clemens J. Setz wird für seinen Roman Monde vor der Landung mit dem Österreichischen Buchpreis 2023 ausgezeichnet.
In der Begründung der Jury heißt es: »Clemens J. Setz’s Roman Monde vor der Landung erzählt das Leben eines Querdenkers avant la lettre, ohne dessen obskure Gedankenwelt lächerlich zu machen oder umgekehrt zu verharmlosen. Das Innenleben des Protagonisten Peter Bender, dessen historisches Modell in den 1920er Jahren relativ erfolgreich die sogenannte Hohlwelt-Theorie propagiert hat, wird in all seinen Schattierungen und sozialen Verästelungen offengelegt, aber niemals denunziert. Selbst in den offensichtlichen Unaufrichtigkeiten gegenüber seinen glühenden Anhängern sowie den Lieblosigkeiten gegenüber seiner eigenen Frau und seiner heimlichen Geliebten wirkt Bender menschlich und irgendwie sogar sympathisch. Angesichts der radikalen politischen Verwerfungen in den 1930er Jahren mit ihren viel tieferen ethischen Abgründen und Brutalitäten erscheint Benders verquere Weltsicht plötzlich gar nicht mehr so haarsträubend wie zunächst. Sein trauriges Schicksal und das seiner jüdischen Frau im Nationalsozialismus wird so fragmentarisch berichtet, wie sie überliefert sind, sodass stets Dezenz gewahrt bleibt. Die kulturell, historisch und sprachlich ausgesprochen sensible Erzählinstanz ergreift niemals Partei und legt kein Urteil nahe. Auf diese Weise können Leserinnen und Leser ihren eigenen Zugang in die komplexe Thematik entwickeln und das soziale Abtriften eines trotz allem einnehmenden Menschen ›von Innen‹ erleben.«
Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch Wien-Woche vor rund 200 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt. Durch den Abend führten Dorothee Hartinger und Philipp Hauß gemeinsam mit den Studierenden des zweiten Jahrgangs Schauspiel der Musik und Kunst Privatuniversität Wien. Für die Shortlist nominiert waren außerdem: Milena Michiko Flašar - Oben Erde, unten Himmel (Wagenbach Verlag), Wolf Haas - Eigentum (Carl Hanser Verlag), Maja Haderlap - Nachtfrauen (Suhrkamp Verlag) und Teresa Präauer - Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein Verlag). Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, die vier weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis ging an Arad Dabiri für den Titel Drama (Septime Verlag).
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und die Arbeiterkammer Wien richten 2023 gemeinsam den jährlich zu vergebenden Österreichischen Buchpreis aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.