Die Szene ist ein Schlachtfeld. Und die Protagonisten sind Krieger und Liebende zugleich. Vom Schicksal auserkoren, muss Penthesilea sich den Heerführer Achilles erobern. Nur als Kriegsbeute kann die stolze Amazone ihn auch als Mann gewinnen. Doch der Rausch endet tödlich. Für beide. »Küsse, Bisse, das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt, kann schon das Eine für das Andre greifen«, mit diesen legendären Worten wird sich Penthesilea ihres mörderischen Versehens bewusst.
Als Heinrich von Kleist im Jahr 1808 sein Trauerspiel Penthesilea veröffentlichte, galt es den Zeitgenossen schnell als unspielbar. Goethe konnte sich damit »nicht befreunden« und andere Stimmen geißelten das Stück als Spektakel, als roh, wild, durchzogen von fieberhaften Zuckungen. Dabei ging es Kleist nicht um Sensationslust und Gemetzel, nicht um Heldentaten und Heeresbewegungen, selbst in den seitenlangen Botenund Kriegsberichten nicht. Kleist hat kein Stück über den Trojanischen Krieg verfasst....