Verbannt aus Theben, gelangt der alte, blinde, zum Bettler gewordene Ödipus nach Kolonos. Dort sucht er Zuflucht, um von Theseus, dem König von Athen, Asyl zu erbitten. Theseus bietet dem Fremden Schutz und Unterkunft an. Antigone und Ismene, Ödipus’ Töchter, kümmern sich fürsorglich um den Vater, während seine Söhne Eteokles, Polyneikes sowie deren Onkel Kreon in Theben Machtkämpfe ausfechten. Aus jeweiligem Eigennutz und Gründen politischer Parteinahme versuchen sie, Ödipus zur Rückkehr zu bewegen. Ödipus aber verkündet, bis zu seinem Tod in Kolonos zu bleiben, gibt seinen Segen, den er den streitenden Parteien in Theben verweigert hat, den Athenern, die für die Pflege der Gastfreundschaft, Achtung der Götter und Rechtssicherheit stehen. Mehr als zwanzig Jahre nach der ersten Ödipus-Tragödie entstand dieses letzte Werk des Sophokles in den Jahren des politischen Zusammenbruchs Athens.