Am 2. April erlebte Reich des Todes von Rainald Goetz nach langer pandemiebedingter Verschiebung seine österreichische Erstaufführung im Akademietheater des Wiener Burgtheaters, in der Regie von Robert Borgmann.
»Doch Borgmann und sein fulminantes Wiener Ensemble bebildern nicht nur, vielmehr ist es, als füge diese Inszenierung dem herausfordernden und auch überfordernden Textkonvolut von Rainald Goetz eine überaus eigenwillige Ästhetik hinzu, die eine Form schafft und den- das Theater eigentlich sprengenden Text- auf die Bühne holt. … Diese Inszenierung performt den Text, der alles sein will auf seiner Suche nach den Ursprüngen des Bösen: eine furchtbare Geschichte, ein politisches Traktat, eine fast religiöse Austreibung, ein philosophischer Versuch. Borgmann findet dazu großartige und oftmals auch groteske Bilder, und schmerzhaft eindringliche Szenen. Und so wird einem dieses ›Reich des Todes‹ wohl noch sehr lange im Gedächtnis bleiben.« (BR Kulturwelt, 3. April 2022)
»Ein monumentales Drama, das durch zahllose Anspielungen aus Philosophie, Geschichte und Kultur vom Versagen der Demokratie erzählt. Ein Abend als Attacke auf die politischen Fehlleistungen der Nullerjahre. … Zu den Höhepunkten der Inszenierung zählt fraglos Mehmet Ateşçis Auftritt. Er berichtet als Häftling von der Abu-Ghuraib-Hölle: vom Nicht-Schlafendürfen, dem Quälen durch Lärm, dem grellen Licht, den Prügeln, Demütigungen, der ständigen Angst. Abermals konterkariert Borgmann den schneidenden Text mit eleganter Szenerie: Ateşçi sitzt bei seinem Auftritt in der Bühnenmitte, trägt ein schneeweißes Ballkleid, schält langsam eine Frucht. Da ein Bild des Friedens und der Idylle, dort das Grauen in finsteren Kerkern.
Die Sprünge und Assoziationen, die Goetz in seinem Text aufbietet, quittiert Borgmann mit formschönen Intermezzi.« (nachtkritik, 3. April 2022)
»Es ist die Qualität dieses maßlosen, ohne Vorbildung und Sekundärliteratur kaum zu fassenden Textes – der einem den sicheren Boden einer Handlung oder sich entwickelnder Personen konsequent verweigert –, dass er bei aller Gelehrtheit darauf verzichtet, Antworten zu postulieren.« (Kurier, 4. April 2022)
»Die Distanz, aus der Goetz auf die Ereignisse 2001, vor allem aber auf die dadurch ausgelöste Kriegs- und Folterlust zurückblickt, ermöglicht einen satten welthaltigen Überblick anstelle tagespolitischer Spitzen. « (Die Welt, 6. April 2022)