»Du hast dieses Gefühl, dass du etwas siehst, das du noch nie zuvor gesehen hast. Eine ganz neue Sprache, eine neue Form, eine neue Sichtweise auf die Existenz, eine neue politische Sichtweise. Seine Themen sind so universell, man konnte sich Ihnen nicht entziehen.« (Hagai Levi, Regisseur und Drehbuchautor, Autor der TV Serie The Affair)
Hanoch Levin (1943 – 1999) ist Israels bekanntester, radikalster und produktivster Dramatiker. Er hinterließ über 60 Theaterstücke und zahlreiche Prosatexte, Lyrik und politische Kabarett-Texte, seine Bühnenstücke prägen das israelische Theater bis heute und sind weltweit bekannt. Der Suhrkamp Theater Verlag stellt in diesem Herbst mit der Komödie Popoch und der Tragödie Requiem, zwei Texte aus dem facettenreichen Werk dieses ungewöhnlichen Dramatikers vor. Beide Stücke wurden aus dem Hebräischen übersetzt von Doron Hamburger und Frank Weigand.
Als Sohn polnischer Immigranten wuchs Levin in ärmlichen Verhältnissen in Tel Aviv auf und erhielt eine jüdisch-orthodoxe Erziehung. Levin studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität in Tel Aviv. 1967, nach dem Sechs-Tage-Krieg, schrieb Levin eine Reihe politischer Kabarett-Programme, die ihn über Nacht zum intellektuellen Staatsfeind machten. Levin inszenierte viele seiner Stücke selbst. Requiem war eines der letzten Stücke, das er schrieb und das letzte, das er am Cameri-Theater in Tel Aviv, seiner künstlerischen Heimat, inszenierte. 1999 starb Hanoch Levin im Alter von 56 Jahren in Tel Aviv.
REQUIEM (Tragödie)
Der Alte ist Sargbauer, doch leider gehen die Geschäfte schlecht. Er würde gerne mehr Särge schreinern in Pupka, dem Städtchen, in dem er mit seiner Frau lebt. Eines Tages erkrankt seine Frau. Dem Alten dämmert, dass den beiden nicht mehr viel Zeit bleibt. Es kommen weitere Figuren hinzu – ein Kutscher, ein junge Mutter, zwei Prostituierte und ihre versoffenen Kunden –, und alle scheinen sie ihr Leben längst hinter sich zu haben. Requiem ist ein Abgesang, ein letztes Schwelgen in Erinnerungen, ein tragikomischer Text über verpasste Gelegenheiten und die Vergeblichkeit menschlichen Strebens.
Hanoch Levin hat in Requiem Motive dreier Kurzgeschichten von Anton Tschechow variiert. Die Tragödie, die Levin selbst ein »Todesmärchen« nannte, ist ein zeitloses, beeindruckendes Drama, das nach seiner Uraufführung zum umjubelten Klassiker der israelischen Dramatik wurde und Levin international bekannt machte. (5 H, 3 D, Besetzung variabel)
POPOCH (Komödie)
Es ist mitten in der Nacht, als Jona seine schlafende Frau aus dem gemeinsamen Ehebett kippt und ihr verkündet, sie verlassen zu wollen. Bevor sein eigenes Leben zu Ende geht, möchte er das Schicksal herausfordern und ein neues beginnen, mit neuer Wohnung, neuen Möbeln, neuer Frau. Levin hat mit Popoch ein meisterhaftes Beziehungsdrama geschrieben. Levins Figuren geben keinen Anlass zur Hoffnung, allerdings artikulieren sie sich so schlagfertig und zwischen Poesie und Alltagssprache wechselnd, dass es ein Vergnügen ist. (1 D, 2 H)
Die deutsche Erstaufführung von Popoch ist noch frei, Requiem wird in der Spielzeit 2019/20 in der Regie von Johan Simons am Schauspiel Bochum als deutschsprachige Erstaufführung inszeniert werden.
»All diese Orte, Gedanken, diese belanglosen, lächerlichen, verborgenen, dunklen Gefühle, die die Menschen haben, die sie nur mit sich selbst zu teilen wagen, und manchmal nicht einmal das. Hanoch wirft ein scharfes, gleißendes Licht auf sie, voller Humor und Satire, Sarkasmus und Mitgefühl.« (Sasson Gabai, Schauspieler)
Unter folgendem Link können Sie unseren Newslettter auch abonnieren: NEWSLETTER THEATER VERLAG