Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr
»Der Winter wird lange dauern, alle werden sich daran gewöhnen, werden leiden und sich gewöhnen. Und erst wenn sie es gewohnt sind, beginnt etwas Neues. Vorerst aber gleicht die Welt einem Schneeklumpen in warmen Händen: Er taut, gibt Wasser ab, aber je länger, desto kälter werden die Hände, desto weniger warme Bewegung in ihnen, desto mehr eisige Erstarrung.«
In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert der ukrainische Autor Serhij Zhadan, wie sich die vertraute Umgebung in ein Kriegsfeld verwandelt. Und er erzählt von unbeirrbaren Menschen, die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung entgegensetzen.
Ein junger Lehrer will seinen Neffen aus der Schule, die unter Beschuss geraten ist und keine Sicherheit mehr bietet, nach Hause holen. Durch den Ort zu kommen, in dem das zivile Leben zusammengebrochen ist, dauert einen ganzen Tag. Der Heimweg wird zur Prüfung. Die beiden geraten in die unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen, ohne mehr sehen zu können als den milchigen Nebel, in dem gelbe Feuer blitzen. Maschinengewehre rattern, Minen explodieren, paramilitärische Trupps, herrenlose Hunde tauchen in den Trümmern auf und apathische Menschen stolpern orientierungslos durch eine apokalyptische urbane Landschaft.
UA: Theater Münster, 26.1.2024
Regie: Moritz Sostmann