Grenzen sind Linien, die die Angst der Menschen nachzeichnen. Übertritt man sie, gelangt man in das Land zwischen den Grenzen, wo man belagert wird von den Dämonen der Geschichte: Hier warten zwei Männer in einer Gefängniszelle auf ihre Abschiebung. Beide erwartet ein Gerichtsverfahren im Heimatland. Am Tag der Abschiebung wird ihnen klar, dass es keinen Unterschied macht, ob sie in die Fremde aufbrechen oder in die Heimat zurückkehren – niemand erwartet sie.
Serhij Zhadan nimmt die existenziellen Herausforderungen des russisch-ukrainischen Verhältnisses als Ausgangspunkt seines Librettos und entwirft darin exemplarische Flucht- und Vertreibungserfahrungen in einem Zusammenspiel von chorischen Passagen und kurzen dialogischen Alltagssituationen.Das Erleben von Spaltungen zieht sich durch alle Momentaufnahmen von Ankunft und Aufbruch. Allen Stimmen, die sich aus den Chören herausschälen, ist eins gemein – die politischen Verhältnisse haben sich in ihre Körper eingeschrieben, und...