»Die Wiener Neugierde ist ja / die widerwärtigste auf der Welt«, grandelt in seinem Jahrhundertwendesalon am Wiener Opernring, dritte Etage, der greise Großindustrielle Herrenreiter. Er hat sich von seinem Diener Richard im Rollstuhl ans Fenster fahren lassen und blickt in den herbstlichen Samstagmorgen hinaus. Seine Beine hat ihm vor Jahren ein junger Betrunkener abgefahren, zudem hört und sieht er im Alter immer schlechter: »ein östereichisches Rollstuhlschicksal«. Damit nicht genug, steht Herrenreiter heute besonders Unerfreuliches ins Haus: Viktor, sein verhaßter Erbneffe, hat einen Staatsbesuch Elisabeths der Zweiten von England zum Anlaß genommen, sich selber und drei Dutzend Angehörige der Wiener gehobenen Gesellschaft in den Salon seines Onkels einzuladen. Herrenreiter hat sie, ohne jedes Bedauern, seit Jahren nicht mehr gesehen, jetzt tröstet ihn einzig die Gewißheit, daß der Spuk in einer halben Stunde vorbei ist. Mit der Queen hat er ebensowenig im Sinn, monarchistische...