Chefgespräche haben es in sich. Wenn Untergebene ihre Vorgesetzten über Probleme am Arbeitsplatz ins Bild setzen möchten, vielleicht sogar Kritik üben oder den Wunsch nach Veränderung äußern, wird es brenzlig. Da sind clevere Strategien gefragt. Besonders dann, wenn es um den Lohn geht. Eine solche Situation hat der bedeutende deutsche Kulturphilosoph Walter Benjamin zum Ausgangspunkt eines sogenannten »Hörmodells« mit dem Titel »Gehaltserhöhung?! Wo denken Sie hin« genommen. Ein für das Jahr 1931 verblüffender Ansatz: Das Massenmedium Radio war noch jung und die Weimarer Republik auf dem Höhepunkt ihrer sozialen und politischen Krise. Von heute aus betrachtet, wo Personaltrainer und Rhetorikseminare Hochkonjunktur haben, erscheint Benjamins Absicht gar prophetisch. Seine Hörspiel-Arbeit sollte nämlich, ganz im Gegensatz zum Zeitgenossen Bertolt Brecht, nicht einer politischen Lehre dienen. Vielmehr zielte er mit gewitzten Dialogen und hinterfragenden Kommentaren darauf ab, den Hörern...