Friedrich Ani, DER GEFANGENE (1 H)
Das jahrzehntelange Schweigen eines Familienvaters über den ungewollten Mord an einer Frau während seines Banküberfalls entlädt sich in einer rastlosen Beichte. Diese kommt zu spät für den eigenen Sohn, der an der Sprachlosigkeit des Vaters zerbrach, ehe dieser Worte fand. Frei zur UA
Samuel Beckett, ROCKABY (1 D) und andere Einakter/ kürzere Texte von Samuel Beckett
Eine alte Frau im Schaukelstuhl hört über Lautsprecher ihre eigene Stimme. Über das Innehalten und Anschwungnehmen im Sprechen schaukelt sie die Fragmente zwischen Geburt und Sterben zu einem Leben zusammen – bis sie ein sanftes Ende des Wippens findet.
Tankred Dorst, KUPSCH (1 H)
Kupsch genießt den von ihm erklärten Luxus als Alleinlebender, nur der Kontrolle durch sich selbst zu unterliegen, und begreift die intime Beziehung zu einer Frau, die nur aus dem Austausch von Nachrichten besteht, als ultimative Liebeserklärung. Doch dann ergreift ein sich unter der Haut bedrohlich ausbreitender Anderer Besitz von seinem Körper und wird zum Spion.
Albert Ostermaier, ERREGER (1 H)
Ein Börsen-Trader begibt sich in Quarantäne, als der Virus ihn seiner Realität beraubt. Sein hermetisch abgeriegeltes, aber permanent observiertes Zimmer wird zum Schauplatz der Reflexionen über Aufstieg und Fall. Eine scharfe Trennlinie zwischen den Welten zu ziehen, ist ihm dabei unmöglich.
Herbert Achternbusch, ELLA (1 D, 1 H)
Die vom Leben benachteiligte Ella lebt in einem Hühnerstall und erzählt ihre Geschichte von Gefangenschaft in der Familie, im Gefängnis, in der psychiatrischen Klinik. Sie erzählt von ihrer systematischen Vernichtung durch die Gesellschaft. Ihre Fluchtversuche scheitern, was bleibt, ist die Revolte im Kopf.
Werner Fritsch, ALLES EIN KINDERSPIEL (2 D)
Die Welt spiegelt sich im Spiel der Kinder, erscheint zuerst als Abbild, dann als Zerrbild. Und wird durch einen klaren, poetischen und entlarvenden Blick neu geschaffen. Eine spielerische Erkundung, in der das Naheliegende zum Abwegigen wird und das Absurde mit dem Abgründigen kokettiert. Frei zur UA
Thomas Brasch, MERCEDES (1 D, 2 H)
Für zwei einander fremde Gestrandete mit viel freier Zeit wird im spielerischen Experiment erst möglich, was die Realität ihnen bisher verwehrte: Nähe. Eine Liebesbeziehung in Zeiten allgemeiner Arbeitslosigkeit entsteht durch das gemeinsame Phantasieren eines anderen Lebens.