In unserer Lesereihe ZUHÖREN präsentieren wir fortlaufend eine Autorin oder einen Autor, die für uns aus einem ihrer Stücke lesen. In der aktuellen Folge hören wir Martin Heckmanns' Etwas Besseres als den Tod finden wir überall: Der Autor selbst singt gemeinsam mit Masha Qrella das letzte Lied der Katze, mit dem sie sich von ihren neugeborenen Nachkommen verabschiedet, »Hört auf mir zu folgen«. Denn Katze, Esel, Hund und Huhn sind: »Tote auf Urlaub«. Das Singspiel kam am 23. September am Staatstheater Kassel zur Uraufführung (Regie: Friederike Heller).
Ausgestorben und leer erscheint ESEL GRAU die Welt, bevor er seine Stimme erhebt, um sich nicht unterkriegen zu lassen: Wer singt, der ist nicht tot. HUND SCHLAU stimmt ein, denn den Wohl- und Stillstand seiner Herren zu bewachen ist ihm nicht mehr möglich, seit sich sein Leben ins Transzendente geöffnet hat. Knapp der Suppenschlachtung entflogen, agitiert HUHN KOMMUN gegen Massentierhaltung und für eine Solidarität der Arten. An der Küste ziehen die diskursliebenden Tiere eine von Schuldgefühlen geplagte Schwangere aus dem Meer. KATZE SCHWARZ fragt ihre Retter: Warum singt ihr, wenn ihr doch die Zustände ändern wollt? Aber erst als DIE ERDE donnernd ihren Einsatz fordert, schließen sich die Ausgebeuteten zusammen, wagen den Aufstand und entsagen der Kunst. Und dennoch finden wir uns weiterhin im Theater wieder: MÜLLER und MÜLLERIN reflektieren als Publikum die dargebotenen Szenen und relativieren ihre Rolle in dem tragischen Geschehen.
Martin Heckmannsʾ ausgelassene Umsturzphantasie, in der Parabel vom Realismus befreit, feiert den Übermut, die Widersprüche und die Auseinandersetzung in einer angstgeprägten Zeit. Der Autor gibt den Tieren Stimmen und Lieder und stürzt ihre Beherrscher:innen in Erklärungsnot. Und findet schließlich in Visionen vom guten Sterben noch eine Hoffnung auf ein befreites Miteinander.
Etwas Besseres als den Tod finden wir überall ist nominiert für den Mülheimer Dramatikpreis 2023.
Nun lauft schon ihr Kleinen, Tote auf Urlaub, Text: Martin Heckmanns, Komposition: Masha Qrella, Musikrechte: (c) Maobeat Musikverlag / Budde Music. (Bei Anfragen zur Komposition wenden Sie sich bitte an karin.gieselmann@snafu.de oder inas.regenberg@buddemusic.com.)
»Endlich ein Diskurs-Märchen« Theater heute
»Eine zerstörte Welt, wachsende Probleme durch die Klimakatastrophe und der Mensch als selbst ernannte Krone der Schöpfung … Das ist der Rahmen für das Singspiel, mit beeindruckend dichter und gewaltiger Sprachkunst.« Hessische/Niedersächsische Allgemeine