Zu Beginn des Jahres verstarb mit
Herbert Achternbusch ein bedeutender Theateranarchist und Universalkünstler – widerspenstig im besten künstlerischen Sinne und wie Die Zeit ihn nennt, ein »Gegenkönig«, dessen Werke welthaltig, poetisch, eigentümlich sind.
Wir wünschen viel Freude beim Wieder- und Neuentdecken dieses Ausnahmekünstlers und dreier junger Kolleg:innen von Achternbusch, deren Stücke ebenfalls etwas Ungebändigtes, das Theater anarchistisch Herausforderndes haben.
Herbert Achternbusch
Der Frosch
Eine Groteske, angesiedelt im Andechser Biergarten und am Nil. Die Tiermetapher dient Achternbusch als Selbstporträt, und in der verzerrten Perspektive – der Mensch als entarteter Frosch – zeigt sich, dass die Gedanken der Menschen sich sozial den Notwendigkeiten anpassen. Ihre Gegen¬sätzlichkeit, ihre inneren und äußeren Konflikte machen sie zu dramatischen Personen, die Farbe der Sprache, ihre Kraft macht sie zu poetischen. (5 D, 8 H)
Sintflut
Libretto
Noah und seine Frau Noahin streichen ihr Segelboot, denn ihnen steht das Wasser bis zum Halse. Einem Auto entsteigt der Autor und holt aus seiner Tasche die seltsamsten Paare: Halbe Bier und Schwalbe, Wasserhahn und Wasserhuhn. Achternbusch spielt mit Noahs Rettungseinsatz und führt den Paarzwang ad absurdum, mit Sprachspielen voll Schamlosigkeit, Übermut und Melancholie. Die Figuren fluchen und flennen, blödeln und trauern, um nicht dem Vergessenwerden anheimzufallen. Die List der Natur des Wassers ist einmal größer als die List der Vernunft der Menschen. Die Arche strandet und der Autor und Noah nehmen den Omnibus und fahren nach Deppendorf zum Volksfest. (Besetzung variabel)
Ella
Die vom Leben benachteiligte Ella lebt in einem Hühnerstall und erzählt ihre Geschichte von Gefangenschaft in der Familie, im Gefängnis, in der psychiatrischen Klinik. Sie erzählt von ihrer systematischen Vernichtung durch die Gesellschaft. Ihre Fluchtversuche scheitern, was bleibt ist die Revolte im Kopf. (1 D, 1 H)
Philipp Gärtner, Sam Max, Miroslava Svolikova
Gold
Im ersten Teil steuert alles zielsicher auf die Katastrophe zu: Tildas Existenzvernichtungserzählung, schraubt sich immer tiefer als Abwärtsspirale ins Prekäre und wird plötzlich durch vom Himmel hagelnde Goldklumpen gestoppt. Im zweiten Teil stecken wir, getragen von melancholischer Heiterkeit, mitten drin in einer postapokalyptischen Welt, in der nu überlebt, wer bereit ist sie neu zu denken. (Besetzung variabel)
Zaun
Deutsch von Robin Detje
Avery bricht aus dem streng geregelten Alltag ihrer Eltern aus. Wörter aus einem Taschenlexikon eröffnen eine neue Dimension der Welt, die Avery hinter dem hohen Zaun, der das Gehöft der Familie abschottet, vermutet. Aus der Vorstellung, auch aus Erinnerungen, Gefühlen und Träumen, entwickelt Avery die Kraft zur Freiheit und schreckt nicht vor Gewalt zurück, um das Überkommene zu vernichten. (6 Darsteller:innen)
Gi3F
Drei Frauen sind Gott
. Sobald Sie ihre Erzählung über den Anfang, das Ende und das Dazwischen beginnen, existiert die Erde. Auf ihr legt Jens, der letzte Mensch, einen Parforceritt durch die Menschheitsgeschichte hin, denn die Erde meldet an: Sie wird in 40 Minuten untergehen. Zeit für 3 F, Welt und Mensch neu zu erfinden. (Mind. 3 Personen, Besetzung variabel)