Edward Bond ist am 3. März 2024 im Alter von 89 Jahren verstorben.
Am 18. Juli 1934 als Arbeiterkind in der Londoner Vorstadt Holloway geboren, war Bonds Kindheit von Luftkrieg auf London geprägt, die Familie wurde 1940 nach Cornwall evakuiert. 1956 schrieb der Autodidakt, der von sich sagte, er habe sich das Lesen selbst beigebracht, erste Gedichte und Stückentwürfe. 1960 trat er der von Keith Johnstone begründeten Dramatikergruppe um John Osborne, Arnold Wesker und John Arden am Londoner Royal Court Theatre bei. Hier wurde 1962 sein erstes Stück, The Pope's Wedding (Die Hochzeit des Papstes) uraufgeführt.
Schlagartig bekannt machte Bond sein zweites Theaterstück, Saved (Gerettet), das mit seiner expliziten Gewaltdarstellung einen der größten Skandale der britischen Theatergeschichte provozierte, dieses Porträt einer verrohten westlichen Gesellschaft ist bis heute aktuell. Die sich anschließende Diskussion um Freiheit der Kunst bewirkte 1968 das Ende der britischen Theaterzensur. Bond etablierte sich damit als einer der wichtigsten britischen Dramatiker nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen Stücke von seinen Erfahrungen der sozialen Ausgrenzung, vor dem historischen Hintergrund des Zweites Weltkrieges, des Holocausts und Hiroshimas geprägt waren. In Frankreich und Deutschland erlebten seine Texte eine lebendigere Rezeption als in Großbritannien selbst.
Anfang der 1970er Jahre feierten seine Lear-Bearbeitung (in der deutschen Übersetzung von Christian Enzensberger) und das Stück The Sea (Die See) große Erfolge. In den kommenden Jahrzehnten folgten über fünfzig Theaterstücke sowie Opernlibretti für Hans Werner Henze, Arbeit an Theatern und für Film (u. a. Mitarbeit am Drehbuch zu Antonionis Film Blow up) und Fernsehen.
Mit Edward Bond verliert das Theater einen Solitär, einen zornigen Dramatiker, dessen Schreiben und Persönlichkeit bei aller Kompromisslosigkeit und Provokation von sozialer Gerechtigkeit getrieben war, sowie von der Sehnsucht nach »menschlicher Erlösung«, wie er 2012 in einem seiner seltenen Interviews mit dem britischen Guardian (Edward Bond: I want to set ligth to people’s souls) formulierte.