Vor dem Zyklus der Pariser Kommune des Malers Bernhard Heisig stehen der Mann und die Frau aus Vietnam und er liest ihr etwas vor über »die endlich entdeckte politische Form«. Draußen versammeln sich die Leute und wollen ein Volk sein, ein neues »wir«. Kennengelernt haben sich die beiden bei der ersten ärztlichen Untersuchung der Frau im Bruderstaat DDR. Er, der Dolmetscher, übersetzt für die Ärztin irgendetwas, zu der Frau sagt er: »woher kommst du / seit wann bist du hier / wo lebst du jetzt / wo arbeitest du / und überhaupt warum / sind wir uns noch nicht früher begegnet.« Sie lacht, was sie nicht darf, die beiden werden ein Paar. Und als sie schwanger wird, darf sie eigentlich nicht in der DDR bleiben, denn, das weiß jeder, Hilfsarbeiterinnen dürfen nicht schwanger werden und wenn doch, müssen sie selbst weg oder das Kind. Aber ihr Kind kommt zur Welt, und weg ist von einem Tag zum anderen die DDR.
Thomas Köck erzählt in atlas eine Geschichte von Arbeitsmigration in den...