Wo Rache war, soll Recht werden, war eigentlich das Paradigma moderner Gesellschaften und der Aufklärung, die zeitgleich mit dem Auftauchen moderner Gerichtsbarkeit die Rache als Motiv in die Kunst verbannt hat. In den Rachearien wird der individuelle Wunsch nach »vendetta« zu einer kollektiven Forderung. Allerdings ist nicht nur das Recht als solches, sondern auch die moderne Gesellschaft von einer ganzen Reihe interner Widersprüche durchzogen, die der schönen Forderung nach gleichem Recht für alle schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Was also, wenn die Forderung ins Leere lief, was, wenn die Rache nicht durch das Recht gebannt wurde, sondern vielleicht immer noch tief im Inneren des Rechts an einem blinden Fleck sitzt, von wo aus sie das Recht selbst immer wieder heimsucht?
vendetta vendetta ist ein Opernhybrid zwischen Rachearien, kollektiven Gesängen, einem Chor und der Geschichte von Widersprüchen und der einen oder anderen Verdrängung, die jetzt doch...