14 Jahre hat Herzog Vincentio die Gesetze in der Stadt schleifen lassen. Es gab sie zwar, doch angewendet hat sie der Herrscher über Wien nicht. In dieser Zeit konnte sich Wien zu einer Stadt mit einem hedonistischen, sexualisierten Nachtleben entwickeln. Heute erscheint ihm seine liberale Politik falsch, die Gesetze nun selbst umzusetzen aber ebenfalls, es würde ihm als Tyrannei ausgelegt. Ein Stellvertreter soll es mit der gebotenen Härte richten, und Angelo, »ein Verfechter strenger Sitten, auch Enthaltsamkeit«, scheint ihm für diese Aufgabe der richtige Mann. Während Angelo Vincentio in Polen wähnt (der allerdings als Mönch verkleidet in der Stadt geblieben ist), statuiert er, der die absolute Macht erhalten hat, an Claudio ein Exempel. Der ist zwar schon mit Julia verheiratet, allerdings ist die Vermählung, da für die Aussteuer noch etwas fehlte, nicht offiziell. Dass Julia dennoch schon schwanger ist, und zwar von Claudio, ist nach dem Gesetz ein Verbrechen. Und so verurteilt...