»Die Appetitlosigkeit« ist der erste Teil einer Heptalogie von Rafael Spregelburd zu den sieben Todsünden. In Anlehnung an das gleichnamige Gemälde von Hieronymus Bosch lotet Spregelburd das Verhältnis von Wahn und Wirklichkeit, von Wahrheit und Lüge aus. Mehr Details und Informationen führen bei Spregelburd nicht folgerichtig zu Erkenntnis, denn »je geringer die Bedeutung, desto größer der Sinn«. (Spregelburd) Das Ganze beginnt scheinbar normal: ein Ehepaar diskutiert, ob es ein Kind adoptieren soll. Die leicht hysterische Frau stellt sich in der Folge als mehrfache Mutter heraus, die ihrem frustrierenden Mutter- und Ehefrauendasein mit unbekannten Sexpartnern und –praktiken einen Kick geben möchte. Und während ihr Mann sich anderweitig vergnügt, sitzt die gemeinsame Tochter auf gepackten Koffern, sie will auswandern ins Kriegsgebiet Ex-Jugoslawien: »Ihr seid meine Ex-Heimat«, beschimpft Leila ihre Eltern, »ich spucke Euch in das Essen, das ihr mir gegeben habt.« Gegessen wird in...