Thomas Braschs Der Papiertiger ist ein Zyklus aus Gedichten, Geschichten, Miniaturszenen, entstanden in Braschs letzten Jahren in der DDR, Texte wie Hahnenkopf wurden bereits in der DDR uraufgeführt (Jugendclub Weißensee, 1975, Regie: Thomas Brasch). Der Papiertiger ist ein Chor aus zehn Personen, ein Tier, »das nicht aus seiner Haut kann«. Die Textsammlung ist ein Umkreisen der Themen Ausbruch aus dem Kollektiv und Rückkehr dorthin, von verlorenen Illusionen, der Verweigerung von Herrschaft, Hoffnung. Mit dem Gedicht Wie viele sind wir eigentlich noch wurde Brasch zum Sprecher einer »traurigen Generation«, wie Brasch sie in einem »Gegenlied« zu Papiertiger selbst bezeichnete: »Wer sind wir eigentlich noch / Wollen wir gehen. Was wollen wir finden.« Eine Dramaturgie wie eine Nummernrevue. Dreißig Jahre nach Hitler, Mitte der 70er Jahre: Da ist einer, der hat zu Beginn das Maul aufgerissen und die anderen haben ihm zunächst zugehört. Später dann: »Jetzt...