DIE GESCHICHTE beginnt zart, pflanzlich still im Garten der Diaspora, einer Oase für entwurzelte Pflanzen inmitten der lärmenden Stadt. Am Ende finden hier eine Jüdin und ein Tiger, beide verwundet, Zuflucht. Man weiß nicht, ob sie in perfekter Harmonie als Ausstellungsobjekte erstarren oder sich, unter dem Applaus der Zuschauer, gegenseitig auffressen werden.
Zwischen diesen beiden Bildern entfaltet die Autorin Sivan Ben Yishai eine fulminante Dankesrede an eine Jury. Eine aufbrausende Braut-Rede, gehalten von einer jüdischen Künstlerin, die es geschafft hat, sich erfolgreich mit dem deutschen Kunstfördersystem zu liieren, indem sie unwillig, aber bei vollem Bewusstsein in seine migrationsoffenen Nischen schlüpft. Die Rede beginnt biografisch, es geht um das privilegierte Aufwachsen in einem Terror, der die anderen trifft, um die Mutter und das Mutterland Israel, um das Weggehen-Müssen, um das vorsätzliche Immigrieren hinein in die deutsch-jüdische Geschichte, um...