»Lieber Georg« ist keine Biografie des 1912 auf der Havel beim Eislaufen verunglückten Dichters Georg Heym. Thomas Brasch montiert kurze Texte und Szenen, Traum- und Zerrbilder zu einem Bewusstseinsstrom, der biografische Erfahrungen, Verse, ein Lebensgefühl des Dichters Heym, aber auch das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Zeit aufleuchten lässt. Die Zeichen und gesellschaftlichen Prägungen der Zeit, das sind Begeisterung für Boxen, Südpolexpedition, Luftschiff, Untergang der Titanic, die »Gelbe Gefahr«, die Revolution von Sun-Yat-sen, dem Begründer des modernen China, und auch das Ersehnen einer neuen Religion. Eine Zeit, gelesen durch das Temperament eines jungen Künstlers, »zwischen Lebensgeilheit und Todessehnsucht«, wie der Kritiker Henning Rischbieter zur Uraufführung 1980 schrieb; geprägt durch die autoritäre Erziehung im Wilhelminismus, die Missachtung durch den Vater und eine übersteigerte Vorstellung von der eigenen Genialität und die Versprechen eines...