Ein S-Bahn-Zug rast durch den Untergrund der Stadt, es ist früher Morgen. Oben feiert der Sommer seine besten Tage. Unten stehen Raum und Zeit plötzlich still. Eine alte Frau sitzt hier, in ihrem Kostüm erstarrt, wie körperlos. Ihr gegenüber eine junge Frau, noch liebestrunken von der verbrachten Nacht. In ihrem Blick erstrahlt und vervielfältigt sich die alte Dame zu neun Königinnen, in aller Würde und Lächerlichkeit des Alters sitzen sie vor ihr. Wer sind diese Frauen, welches Leben haben sie gelebt? Warum haben unsere Blicke sie längst ausrangiert, obwohl das Leben sie noch nicht zerstört hat?
Das erzählende weibliche Ich bringt die Königinnen zum Tanzen, Berichten, Sich-Erinnern. Im Zugabteil der zufälligen Begegnung werden sie zu Protagonistinnen ihrer Generation und der deutsch-israelischen Geschichte.
Gleichzeitig löst ihr Anblick ein Nachdenken der Erzählerin über ihre eigene Mutter aus, wie sie im Krankenhaus liegt, eine Routineoperation am Bauch. Im Bauch. Im...